Samstag, 29. März 2014

Die Gedanken kreisen II

Freitag 28.3.14, abends im Zug nach Bad Aibling

Nachmittags kurze Leseprobe der ersten Schmeinta-Szenen und Monologe. Guter Gedankenaustausch. Gemeinsam in Psychiatrie im Nationalsozialismus - Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945 von Michael von Cranach und Hans-Ludwig Siemen reingelesen. Als erstes natürlich auf Dr. Hermann Pfannmüller gestoßen, berüchtigter und für seine Rohheit bekannter leitender Direktor der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Während der Produktion werden wir ihm zwangsläufig noch öfters begegnen. 


Donnerstag, 27. März 2014

Die Gedanken kreisen



Später Abend.

Probenbeginn "Judenbank".

Lesend haben wir uns am heutigen Nachmittag vorgetastet. Zum ersten Mal gemeinsam die "Judenbank" vom ersten Heiß heute bis zum ihr wär grad nur etwas ins Auge gekommen gelesen. Innegehalten. Rangetastet. Erste vage Gedanken, Vermutungen, Erkenntnisse ausgetauscht. Neues entdeckt, Kleinigkeiten, die beim mehrmaligen, alleinigen stummen lesen doch unentdeckt blieben. 

Die Gedanken kreisen.

Abends weiter in Bitter von Ludwig Laher gelesen. 


Mittwoch, 26. März 2014

Die Judenbank

Ein Volksstück für einen Schauspieler von Reinhold Massag

Die Handlung spielt teilweise in einer Heil- und Pflegeanstalt 1941 und in einem Dorf im Voralpengebiet 1937. 

Dominikus Schmeinta ist in einem kleinen süddeutschen Dorf namens Ottersdorf geboren und aufgewachsen. Jahre später, als er eines Tages die Heugabel nicht mehr heben konnte, wurde er bei der Reichsbahn als Fahrdienstbeobachter eingestellt. Tag ein, Tag aus, Jahr ein, Jahr aus sitzt er auf einer Bank und zählt die Wagons der vorbeifahrenden Züge. Eines Tages findet Minikus ein festgeschraubtes Schild auf seiner Bank: "Nur für Juden!" Was nun? Er ist kein Jude. Bisher war diese Bank ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, seines Lebens. Eine Arbeitsbank war sie und jetzt ist sie ein unnützer Gegenstand, weil keiner darauf sitzen darf, nur die Juden. In Ottersdorf gibt es aber gar keine Juden. Die Rettung der Judenbank erhebt sich zu Dominikus Lebensaufgabe. Er bewegt alles Erdenkliche für seine Bank. Wenn es sein sollte, wird er dafür zu einem Juden. 

Hinter der Fassade von Reinhold Massags irrwitzig-traurigem Volksstück steckt mehr als nur Dominikus' Kampf um seine Bank. Eine nahezu unbedeutende Sache, das Anbringen eines Schildes auf einer Bank, wird von dem Autor zum Anlass genommen, das Leben von Dorfbewohnern und gespalteten Familien in Hitlers Deutschland zu schildern. Trotz des ernsthaften und auf keinem Fall lächerlichen historischen Hintergrunds bringt Dominikus das Publikum immer wieder zum Lachen. 

"Den leisesten und überzeugendsten Text zum Thema [Nationalsozialismus] hat Reinhold Massag geschrieben: [...] ein anrührendes, fein gearbeitetes Einpersonenstück." (Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 1995 über die Preisverleihung bei den 13. Bayerischen Theatertagen in Hof)