Mittwoch, 26. März 2014

Die Judenbank

Ein Volksstück für einen Schauspieler von Reinhold Massag

Die Handlung spielt teilweise in einer Heil- und Pflegeanstalt 1941 und in einem Dorf im Voralpengebiet 1937. 

Dominikus Schmeinta ist in einem kleinen süddeutschen Dorf namens Ottersdorf geboren und aufgewachsen. Jahre später, als er eines Tages die Heugabel nicht mehr heben konnte, wurde er bei der Reichsbahn als Fahrdienstbeobachter eingestellt. Tag ein, Tag aus, Jahr ein, Jahr aus sitzt er auf einer Bank und zählt die Wagons der vorbeifahrenden Züge. Eines Tages findet Minikus ein festgeschraubtes Schild auf seiner Bank: "Nur für Juden!" Was nun? Er ist kein Jude. Bisher war diese Bank ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, seines Lebens. Eine Arbeitsbank war sie und jetzt ist sie ein unnützer Gegenstand, weil keiner darauf sitzen darf, nur die Juden. In Ottersdorf gibt es aber gar keine Juden. Die Rettung der Judenbank erhebt sich zu Dominikus Lebensaufgabe. Er bewegt alles Erdenkliche für seine Bank. Wenn es sein sollte, wird er dafür zu einem Juden. 

Hinter der Fassade von Reinhold Massags irrwitzig-traurigem Volksstück steckt mehr als nur Dominikus' Kampf um seine Bank. Eine nahezu unbedeutende Sache, das Anbringen eines Schildes auf einer Bank, wird von dem Autor zum Anlass genommen, das Leben von Dorfbewohnern und gespalteten Familien in Hitlers Deutschland zu schildern. Trotz des ernsthaften und auf keinem Fall lächerlichen historischen Hintergrunds bringt Dominikus das Publikum immer wieder zum Lachen. 

"Den leisesten und überzeugendsten Text zum Thema [Nationalsozialismus] hat Reinhold Massag geschrieben: [...] ein anrührendes, fein gearbeitetes Einpersonenstück." (Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 1995 über die Preisverleihung bei den 13. Bayerischen Theatertagen in Hof) 






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